Martin Kaymer schaffte über die Pro Golf Tour den Sprung bis an und in die Weltspitze. Bis heute dient sie als Sprungbrett für den aufstrebenden Nachwuchs. Wie hat sich die Tour entwickelt? Und wer darf mitspielen? Das Wichtigste zusammengefasst.
So hell wie 2006 leuchtete der Stern noch nie auf die damals noch unter dem Namen European Professional Development Tour (EPD Tour) geführte dritte Liga im europäischen Profigolf. Martin Kaymer spielte bei der Habsberg Classic eine neue deutsche Rekordrunde von 59 Schlägen und stieg dank fünf Saisonsiegen auf die Challenge Tour auf. Von dort aus ging es für den gebürtigen Mettmanner weiter auf die European Tour, wo er bis heute elf Titel, darunter mit der US PGA Championship und der US Open zwei Majors, gewinnen konnte. Kaymer blickt gerne auf seine Zeit auf der Pro Golf Tour zurück und beschreibt sie als den perfekten Weg für den Übergang vom Amateur zum Profi: „Du spielst direkt auf hohem Niveau, hast den Vergleich zu deinen Kollegen und kannst durch gute Ergebnisse Preisgelder erspielen, die deine Kosten decken.“
Ein Kanadier in Deutschland – wie die Tour entstand
Kaymers Rekordsaison ereignete sich neun Jahre nach der offiziellen Gründung der Tour. Hinter der Idee steckte ein Kanadier namens Wayne Hachey, der Ende der 80er-Jahre nach Deutschland gekommen und viele Jahre als Trainer in Erlangen tätig war. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, als Profi in den USA Fuß zu fassen, entschied sich der PGA Teaching-Professional irgendwann dazu, selbst eine kleinere Profitour zu gründen – und zwar in Europa. Insgesamt 15.000 Mark gab es damals bei sechs Turnieren auf deutschem Boden zu verdienen. In ihrer vierten Saison wurde die EPD Tour offiziell als eine sogenannte „Satellite Tour“ der PGA European Tour anerkannt. Weitere vier Jahre später übernahm die PGA of Germany Hacheys einstiges Baby. Seitdem ist auch die Langer Sport Marketing GmbH involviert.
Ehemalige wie Martin Kaymer, Marcel Siem oder Tobias Dier trugen zur Popularität der dritten Liga bei, und so konnte sich die Pro Golf Tour als eine von vier offiziellen Satellite Tours in Europa etablieren. Seit 2013 läuft sie unter ihrem aktuellen Namen, seit 2015 werden Punkte für die offizielle Weltrangliste vergeben. 2021 feierte man die 25. Spielzeit, in der Teilnehmer aus mehr als 30 Nationen bei 16 Turnieren in sechs Ländern um insgesamt 500.000 Euro Preisgeld spielten. Allein diese Zahlen verdeutlichen, welch steilen Aufstieg die Idee eines kanadischen Auswanderers erlebte.
Timo Vahlenkamp (rechts) siegte beim Finalturnier der Pro Golf Tour, der Castanea Resort Championship 2021, nach sechs Extralöchern im Stechen. Der Franzose Mathieu Decottignies Lafon gewann die Jahreswertung und steigt damit, wie Vahlenkamp, in die Challenge Tour auf.
Das Zugangstor zur Challenge Tour
Kaymers Weg ist ein Musterbeispiel für die Intention, die hinter den Bemühungen der Pro Golf Tour steckt: Aufstrebenden Profigolfern das Rüstzeug geben, um irgendwann auf der European Tour, der besten Liga Europas, Fuß zu fassen. Und idealerweise um Titel mitzuspielen. Doch bevor es auf die ganz große Bühne geht, wartet in der Regel die Challenge Tour als nächstgrößere Aufgabe auf die Jahresbesten einer Pro-Golf-Tour-Saison. Die ersten fünf Spieler der Order of Merit steigen in Liga zwei auf. Fünf weitere (die Plätze 6 bis 10) werden in einer Kategorie eingestuft, in der sie immerhin auf vereinzelte Starts auf der Challenge Tour hoffen dürfen. Alle Spieler aus den Top Ten der finalen Saisonwertung sind zudem von der ersten Stufe der Qualifying School zur European Tour befreit und erhöhen damit ihre Chance, sogar direkt in die erste Liga durchzustarten.
2021 krönte sich der Franzose Mathieu Decottignies Lafon zum Gesamtsieger der Pro-Golf-Tour-Saison. Neben ihm erhielten vier weitere Spieler die Tourkarte für Liga zwei: Robert Foley, der Marienburger Nick Bachem, Tomas Gouveia sowie Timo Vahlenkamp, der das Ticket erst dank eines Erfolgs beim Saisonabschluss in Adendorf löste. „Hier zu gewinnen und mit diesem Sieg gleich in meiner ersten Profisaison den Aufstieg zur Challenge Tour zu schaffen, ist wirklich unglaublich, und es macht mich sehr glücklich“, erklärte ein überglücklicher Vahlenkamp nach seinem Premierensieg auf der Pro Golf Tour.
Nick Bachem vom Marienburger Golf Club hat sich als Dritter der Pro-Golf-Tour-Jahreswertung für die Challenge Tour 2022 qualifiziert. Im vergangenen Jahr war er mit den deutschen Herren Mannschafteuropameister geworden.
Wer auf der Pro Golf Tour spielen darf
Wenn die Pro Golf Tour also das Zugangstor zur Challenge Tour ist, bleibt die Frage, wer denn eigentlich auf der Pro Golf Tour mitspielen darf? Dabei versuchen die Verantwortlichen, die Einstiegshürde so gering wie möglich zu halten. An Turnieren der Pro Golf Tour darf grundsätzlich jeder Professional sowie jeder Amateur mit einem Handicap-Index von 3,4 oder besser teilnehmen. Als frei zugängliche Tour ist auch der Einstieg während einer Saison möglich. Nicht mal über eine Mitgliedschaft muss man zwingend verfügen. Nicht-Mitglieder dürfen bis zu drei Turniere spielen.
Die besten Chancen auf einen Startplatz bei einem Turnier der Pro Golf Tour, bei denen teilweise bis zu 156 Spieler antreten, hat man mit einer entsprechenden Kategorie. Jedes Mitglied wird in eine von zehn Kategorien eingestuft, von ehemaligen Turniersiegern bis zum 90. der abgelaufenen Qualifying-School. Die wird jedes Jahr nach dem Saisonende ausgetragen und ist die Qualifikationsmöglichkeit für die anstehende Pro-Golf-Tour-Saison. Neben den Gebühren für die Mitgliedschaft (250 Euro pro Saison) fallen entsprechende Startgebühren für das jeweilige Turnier an. Auch Kaymer ging 2006 diesen Weg. Fünf Jahre später thronte er an der Spitze der Weltrangliste.